Bundesminister Hubertus Heil und Bernd Westphal fordern Perspektiven für die Ausbildung

Zum ersten (digitalen) Hildesheimer Ausbildungsgipfel hatte der SPD-Bundestagsabgeordnete Bernd Westphal geladen. Der in Hildesheim geborene Bundesminister für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil, war mit einem Statement zu Beginn der Veranstaltung eingespielt.

Bei der zweieinhalbstündigen Online-Konferenz trafen 38 Vertreterinnen und Vertreter aus Schulen, Handwerk, Gewerkschaften, Agentur für Arbeit, Jobcenter, Wirtschaft sowie Handwerkskammer und IHK zusammen. Besonders im Fokus standen die Betroffenen: Schülerinnen und Schüler und die Ausbildungsbetriebe. So leiden Gesellschaft und Wirtschaft gleichermaßen unter den Folgen und der Wirkung der aktuellen Corona-Pandemie.

Praktika und andere praktische Ausbildungsphasen seien nur begrenzt oder gar nicht durchführbar, was die zugeschalteten Schülervertreterinnen und -vertreter, Luca Valentin Itau von der Robert-Bosch-Gesamtschule sowie Emily Uta von der KGS Gronau bestätigten. Ebenso die dadurch bestehende Unsicherheit in den Abgangsklassen.

Besonders deutlich wurde jedoch, dass nicht die Anzahl an verfügbaren Ausbildungsplätzen das Problem sei, sondern vielmehr die Anzahl an Bewerbungen. Nach Angaben von Evelyne Beger von der Bundesagentur für Arbeit sowie von Ulrich Nehring vom JobCenter Hildesheim stieg sogar die Anzahl der Ausbildungsplätzen im Jahr 2021 um +1,1% an, während die Anzahl an Bewerbungen um -4,0% zum Vorjahr zurückging. Die Folge sei das Verschwinden von ganzen Ausbildungszweigen aufgrund weniger Bewerbungen und geringerer lokaler Nachfrage. „Diese Trends der sinkenden Attraktivität der Berufsausbildung und dem Wegfall / die Verlagerung ganzer Ausbildungszweige verschärfen den Fachkräftemangel auch für die Betriebe und Unternehmen in unserer Region und gefährden so das Wirtschaftswachstum der Zukunft!“, so Bernd Westphal.

Als weitere mögliche Gründe für den Rückgang an Bewerbungen nannten Tobias Dunkel von der Handwerkskammer, Prof. Dr. Günter Hirth von der IHK sowie die Schulleiterinnen und Schulleiter Ute Rahlves von der Walter Gropius Schule, Tilman Diepholz-Seeger von der Werner von Siemens Schule sowie Martina Reinhardt von der Herrmann Noel Schule den zunehmend gesellschaftlichen Druck zum Studium, fehlende gesellschaftliche Anerkennung von Berufsausbildungen, zu wenig Pflichtpraktika im Schulaltag, um Erfahrungen zu sammeln, sowie latente Perspektivlosigkeit durch Zukunftsängste innerhalb der Schülerschaft. Oft sei das engste Umfeld ein Vorbild und besonders der Verdienst im Beruf sei entscheidend bei der Wahl.

Besonders in Zeiten der Corona-Pandemie seien deshalb digitale Projekte, wie sie die Digital Pioniere vorgestellt haben, mit lebhaften und interaktiven Inhalten essenziell, ersetzen jedoch nicht den direkten Kontakt in den Schulen. Ein Grundsatz, welcher von alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer geteilt wurde. Gemeinsames Ziel müsse eine effektive Nachwuchsförderung zur Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Hildesheim und des Landkreises sein, bekräftigte auch der Wirtschaftsförderer Matthias Ullrich von der HI-REG.

Die Konferenz soll eine Ausbildungsoffensive für den Landkreis Hildesheim eingeläuten, welcher Perspektiven schafft und gegenseitiges Verständnis fördert.

Westphal betonte: „Eine Vernetzung und ein Forum für derartige gemeinschaftliche Bestrebungen sind unabdingbar, nicht nur in Zeiten der noch andauernden Krise. Umso mehr erfreut es mich, dass der Verlauf und der Informationsfluss in dieser digitalen Zusammenkunft ein hohes qualitatives Maß erreicht hat, der auch durchweg anhielt. Daran können, werden und müssen wir anknüpfen!“

Die Potenziale und Perspektiven sowie finanzielle und personelle Ressourcen sind vorhanden. Nun gilt es diese zu bündeln und das Ziel, einen nachhaltigen und starken Ausbildungsmarktes zu fördern, gemeinsam umzusetzen.